Bei der Mondlandung 1969 denken die meisten von uns als erstes an Neil Armstrong und Buzz Aldrin als die ersten Menschen, die den Mond betreten haben. Die Mission „Apollo 11“ ist vielen auch noch ein Begriff. Doch ein Name wird neben den Astronauten häufig übersehen – Margaret Hamilton, die Person, die die Mondlandung erst möglich machte.
Margaret Hamilton arbeitete als Mathematikerin hinter den Kulissen und ist nicht nur für den Erfolg der Mond-Mission verantwortlich, sondern hat auch die Entwicklung der Softwaretechnik maßgeblich geprägt.
Der Start einer außergewöhnlichen Karriere
Margaret Hamilton wurde 1936 in Paoli, Indiana, geboren. Schon in jungen Jahren zeigte sie eine außergewöhnliche Begabung für Mathematik. Sie studierte Mathematik, obwohl es für die damalige Zeit als Frau ein untypischer Berufsweg war – doch das hielt sie nicht auf.
In der Raumfahrtabteilung der NASA war sie Teil eines kleinen Teams, das mit der Entwicklung der Software für die Apollo-Mission betraut war. Das Problem war nur, die Software existierte so noch nicht und „Software Engineering“ wurde auch nirgends als Fach angeboten. Somit war das ein nahezu unmögliches Unterfangen für die damalige Technologie. (Margaret Hamilton | Biography & Facts | Britannica)

Die Software für die Mondlandung
Hier kam Hamiltons außergewöhnliche Arbeit ins Spiel. Sie führte ein Team von Mathematikern und Ingenieuren an, das die Software entwickelte, die das Apollo-Raumschiff steuerte. Sie waren verantwortlich dafür, dass das Raumschiff die schwierige Landung auf dem Mond überlebte und die Rückkehr zur Erde sicher vonstattenging. Die Computer der Apollo-Raumschiffe hatten eine unglaublich geringe Rechenleistung im Vergleich zu heutigen Geräten. Trotz dieser Einschränkungen gelang es Hamilton und ihrem Team, ein revolutionäres Konzept zu entwickeln: ein sich selbst beobachtendes System, das eine ständige Kommunikation zwischen Hardware, Software und den Astronauten ermöglichte. (Margaret Hamilton: Sie schoss die Männer auf den Mond – BMK INFOTHEK)

Hamiltons Ansatz basierte nicht auf vollständiger digitaler Kontrolle, sondern auf einem ausgewogenen Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine. Dieses als “Man-in-the-Loop” bezeichnete Konzept erlaubte es den Astronauten, jederzeit in die automatischen Prozesse einzugreifen. Das erwies sich als entscheidend während der kritischen Landephase auf dem Mond. Als der Computer einen potenziell gefährlichen Landeplatz auswählte, konnte der Astronaut Neil Armstrong eingreifen und manuell einen sichereren Ort für die Landung bestimmen.
Die von Hamilton entwickelte Software zeichnete sich durch ihre Fähigkeit zur Priorisierung und Echtzeitplanung aus. Dies ermöglichte es dem System, Rechenressourcen während der Mission effizient zu verwalten. Die Bedeutung dieser Innovation zeigte sich deutlich während der Apollo 11-Mission, als der Computer kurz vor der Mondlandung an seine Kapazitätsgrenzen stieß. In dieser kritischen Situation griff Hamiltons Software ein und verhinderte einen potenziellen Missionsabbruch.
Die MINT-Superheldin prägte während der Apollo-Missionen den Begriff “Software Engineering” zu einer Zeit, als Softwareentwicklung noch nicht als ernsthafte Ingenieurdisziplin galt.
Erfolge und Auszeichnungen
Ihre Arbeit brachte ihr nicht nur zahlreiche wissenschaftliche Auszeichnungen ein, sondern auch die Anerkennung einer ganzen Branche. Im Jahr 2016, fast 50 Jahre nach der Apollo-11-Mission, wurde sie von Präsident Barack Obama mit der Presidential Medal of Freedom geehrt – eine der höchsten Auszeichnungen der USA. Außerdem ging das Foto von ihr neben den Büchern, in denen sie die Apollo-Flugsoftware handgeschrieben hat, vor einigen Jahren auf Social Media viral. Margaret Hamilton ist nämlich genauso groß, wie alle Bücher übereinandergestapelt.
Warum wir Margaret Hamilton feiern sollten
Es ist kaum zu fassen, dass Hamilton trotz ihrer bahnbrechenden Leistungen lange Zeit im Schatten der berühmten Astronauten stand. Doch in den letzten Jahren erhält sie die Anerkennung, die sie verdient. Sie ist ein Symbol für die Pionierarbeit von Frauen in der Wissenschaft und Technologie. Ihre Arbeit hat nicht nur den Mondflug möglich gemacht, sondern auch die Entwicklung der Softwaretechnik revolutioniert.
Margaret Hamilton zeigt, wie wichtig es ist, neugierig zu bleiben und Herausforderungen anzunehmen. Sie hat bewiesen, dass Wissenschaft und Technik für alle offen sind – unabhängig von Geschlecht oder Herkunft.