Die Mutter der Programmiersprache – warum wir Ada Lovelace lieben!
Ein Leben ohne Computer und Smartphones? Im heutigen digitalen Zeitalter ist das für viele schlicht undenkbar. Die Erfindung dieser genialen Rechenmaschinen, die unser Leben so erleichtern, ist mitunter einer Frau zu verdanken: Augusta Ada King-Noel, Countess of Lovelace. Hinter diesem prächtigen Namen verbirgt sich niemand Geringeres als die Frau, die als weltweit erste Computerprogrammiererin in die Geschichte einging.
Mathematik-Genie in den Kinderschuhen
Dabei wurde Ava ein zunächst viel offensichtlicheres Talent in die Wiege gelegt: Am 10. Dezember 1815 wurde sie als Tochter des berühmten Dichters Lord Byron geboren. Doch die Ehe ihrer Eltern zerbrach früh und Ada wurde von ihrer Mutter Annabella Milbanke allein aufgezogen. Zu Adas Lebzeiten war es Frauen in England noch nicht gestattet zu studieren. Stattdessen war es üblich, dass Mädchen aus wohlhabenden Familien zu Hause Privatunterricht erhielten. Da Adas Mutter sehr an Mathematik, Geometrie und Astronomie interessiert und in ihrer Jugend selbst in diesen Fächern unterrichtet worden war, ermöglichte sie Ada neben dem Unterricht in Musik und Französisch auch eine naturwissenschaftliche Ausbildung. Das war zu dieser Zeit sehr ungewöhnlich, denn zu Anfang des 19. Jahrhunderts herrschte die gesellschaftliche Auffassung, dass Frauen sich in künstlerischen, musischen und sprachlichen Bereichen zu bilden hatten – nicht jedoch in Mathematik und Naturwissenschaften.

Ada aber war anders. Sie liebte Maschinen und verbrachte viele Stunden damit, neue Erfindungen und technische Diagramme zu studieren. Mit dreizehn Jahren erfand sie allein zum Spaß eine dampfgetriebene Flugmaschine und die von ihr so benannte „Wissenschaft der Flugologie“. Auch in der Öffentlichkeit fiel sie oft durch ihr reges Interesse an verschiedenen mathematischen, mechanischen und naturwissenschaftlichen Fragestellungen auf und verstieß damit gegen die Konventionen Ihrer Zeit.
Die Geburt der Programmierung
Als Ada im Alter von 17 Jahren den Mathematiker Charles Babbage kennenlernte, wurde der Grundstein für ihre Arbeit in der Programmierung gelegt. Babbage arbeitete gerade an der „Analytical Engine“, einer mechanischen Rechenmaschine, die als Vorläufer des modernen Computers gilt. Ada erkannte das große Potenzial dieser Maschine und begann, ihre mathematischen Fähigkeiten in den Dienst der Technologie zu stellen. Ada Lovelaces größter Beitrag zur späteren Informatik liegt in ihren Anmerkungen zu den Berechnungen von Babbage. In diesen Anmerkungen formulierte sie nicht nur komplexe mathematische Konzepte, sondern äußerte auch die Idee, dass die „Analytical Engine“ nicht nur mit Zahlen funktioniere, sondern auch mit abstrakten Symbolen. Somit wäre sie nicht nur für numerische Berechnungen, sondern auch für allgemeine Aufgaben geeignet – wenn sie richtig programmiert würde. Dieser bahnbrechende Gedanke macht Ada zur ersten Person, die das Konzept der Programmierung verstand. Mit ihren Berechnungen für Babbages „Analytical Engine“ schrieb sie den ersten Algorithmus der Geschichte.
Ein Vermächtnis für die Zukunft
Von ihren Ärzten wurde Ada aufgrund einer angeblich wandernden Gebärmutter als „hysterisch“ diagnostiziert, was auch der Grund für ihr ungewöhnliches wissenschaftliches Begabung sein sollte. Eine abstruse Theorie, mit der sich die Erfolge von Ada prima kleinreden ließen. Zu verfestigt war der Gedanke, dass eine Frau auf diesem Gebiet kein Talent haben könne. Nach ihrem Tod am 27. November 1852 im Alter von nur 36 Jahren aufgrund von Gebärmutterkrebs wurde Ada Lovelaces Leistung jahrelang nicht wertgeschätzt und ihr Name geriet erstmal in Vergessenheit. Das lag vor allem daran, dass ihr Schriftverkehr mit Babbage aufgrund der Annahme, dass es sich bei ihr nur um eine Geliebte gehandelt haben konnte, nicht weiter untersucht wurde. Außerdem war der Großteil ihrer Ideen nur in Form von Anmerkungen in einem Artikel von Babbage über seine Rechenmaschine verschriftlicht und diese wurden zunächst ignoriert.
Heute weiß man jedoch, dass Adas Einfluss auf die Welt der Technologie und Informatik enorm war. Ihre visionären Ideen und ihre Erkenntnisse über die Möglichkeiten der „Analytical Engine“ legten den Grundstein für die Entwicklung des modernen Computers. Um Ada Lovelace zu ehren wurde 1978 eine Programmiersprache nach ihr benannt, was ihr Werk wieder ins Gedächtnis der Menschen rief. Die „Ada-Programmiersprache“ wird für Anwendungen in den Bereichen Luftfahrt, Verteidigung und anderen sicherheitskritischen Systemen eingesetzt.
Was wir aus Adas Geschichte lernen können?
Eltern spielen in der Orientierung, Entfaltung und Stärkung von kindlichen Talenten und Fähigkeiten eine große Rolle. Und: Die Liebe zur Mathematik kann Konventionen und Stereotypen überwinden. Ada Lovelaces Leben und Werk dienen zurecht auch heute als Inspiration und als Mahnung, dass Genialität keine Geschlechtergrenzen kennt. We love Ada Lovelace!
Autorin: Sonja Schärf